Selbstständigkeit und Existenzgründung als Berufsperspektive „ja, aber...“

Essener Wirtschaftsjunioren zu Gast in drei neunten Klassen des Leibniz-Gymnasiums

Wer eurer Eltern ist den beruflich selbstständig? Welchen Beruf möchtet ihr denn mal ergreifen? Könnt ihr euch in eurer Zukunft vorstellen ein eigenes Unternehmen zu gründen?“. Fragen wie diese stellten die Wirtschaftsjunioren, junge Selbstständige und Freiberufler aus dem Ruhrgebiet, den drei neunten Klassen am Essener Leibniz-Gymnasium. Im Rahmen des Unterrichtsvorhabens „Veränderung der Arbeitswelt – neue Perspektiven für meine persönliche berufliche Orientierung?“ führte die Fachschaft Sozialwissenschaften die Kooperation mit der Essener Industrie- und Handelskammer fort und lud zu zwei Terminen je zwei Wirtschaftsjunioren ein. „Wir nehmen uns im Rahmen dieses Projektes gerne Zeit, um in Schulen das Thema Existenzgründung in den Unterricht zu tragen. „Die Schüler am Leibniz-Gymnasium zeigen sich sehr interessiert, ich war überrascht, dass so viele sich für eine freiberufliche oder eigenverantwortliche unternehmerische Tätigkeit interessieren“, zog Mark Förster von den Wirtschaftsjunioren eine positive Bilanz der zwei je neunzigminütigen Veranstaltungen.

Woher bekomme ich Kapital für die eigene Geschäftsidee?

Vor allem das Thema des wirtschaftlichen Risikos spielte für die Schülerinnen und Schüler eine besondere Rolle. „Wie viel Kapital brauche ich eigentlich und wo kriege ich Geld für eine Geschäftsidee her?“, wollte Max Kusnierz aus der 9c wissen. Kusnierz beschäftigt sich schon länger mit der Frage, ob er eine konkrete Idee vielleicht schon während des Studiums als Unternehmer umsetzen kann. Ergebnis der Diskussion war, dass die besondere Geschäftsidee der Schlüssel zu allem ist. Sich Gedanken über das benötigte Kapital zu machen sei erst der zweite Schritt, betonte Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Tilman Klug. 

Praktika als Schlüssel zum Erfolg – nicht nur bei der Deutschen Bank?

Auch das Thema Praktikum stand auf der Agenda, vor allem der Weg in ein Praktikum im Bankenbereich kam zur Sprache. „Kann man sich eigentlich mit Piercings und Tätowierungen bei der Deutschen Bank für ein Praktikum bewerben?“, wurde aus dem Kreis der Klasse 9d gefragt. Christian Köpp, Mitarbeiter der Deutschen Bank in Essen, wies daraufhin, dass Körperschmuck in erster Linie Privatsache sei, aber dass gerade im Kundekontakt Seriosität gefragt sei. Piercings im Gesicht oder Tätowierungen bspw. am Hals könnten diese Seriosität gefährden. Jedoch bliebe es natürlich jedem vorbehalten, ob er sich aber an Körperstellen tätowieren lasse, die im geschäftlichen Alltag nicht zu sehen seien, so Köpp weiter. Die Bedeutung eines Praktikums wurde den Schülern sehr schnell bewusst als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Klug aus seinem beruflichen Werdegang berichtete und schilderte, dass er nur über ein Praktikum nach dem Studium und 63 erfolglosen Bewerbungen in den Job gefunden hatte. „Ich habe in diesem Praktikum natürlich alles an mich gezogen, was ich konnte“, schilderte Klug seine damalige Situation, „denn was ich gelernt habe, konnte mir keiner mehr nehmen“.

Berufsorientierung – wie geht es weiter für die neunten Klassen?

Für die Jahrgangsstufen neun steht neben Erfahrungen in der Selbstreflexion und verschiedenen fachlichen Aspekten zu Arbeitsmarkt und Wirtschaftswelt im Herbst des kommenden Jahres ein zweiwöchiges Praktikum an. Im Rahmen des Deutschunterrichtes werden hierfür die Bewerbungsunterlagen in den Blick genommen. Im Januar steht noch eine Exkursion zum Berufsinformationszentrum der Bundesagentur für Arbeit an. Einzelne Schüler haben den Besuch der externen Gäste genutzt, um erste Kontakte für dieses Praktikum zu knüpfen. Das dies Sinn macht, verdeutlicht die Aussage von Köpp: „wer im Bankenbereich das Praktikum absolvieren möchte, sollte uns spätestens im Februar 2013 eine aussagekräftige Bewerbung zukommen lassen“, sagte Köpp - -also über ein halbes jahr vor dem Praktikumsbeginn.

Zum Abschluss der Veranstaltungen nahmen die Klassen noch an einem bundesweiten Wirtschafts- und Allgemeinbildungsquiz teil. Ob die 150,00 € Siegprämie für die Klassenkasse am Leibniz-Gymnasium landen, wird sich im Januar entscheiden.

Ich halte es für wichtig, externe Experten in den Unterricht einzuladen und freue mich deshalb, dass wir in der Essener Wirtschaft und Hochschullandschaft verlässliche und langfristige Kooperationspartner haben“, lobte Schulleiter Martin Tenhaven am Rande der Veranstaltungen die vielfältige Öffnung der Schule über die Fachschaft Sozialwissenschaften hinaus.

Manfred Kiehm / Dr. Frank Meetz
(stellvertretend für die Fachschaft Sozialwissenschaften)