Leibniz-Gymnasium Essen

Talent-Scout scannt NRWs Schulen - Leider einzigartig!

Von 100 Schülern aus Arbeiter-Familien melden sich durchschnittlich 23 Jugendliche nach dem Abitur an einer Hochschule an. Von 100 Schülern aus Akademiker-Familien besuchen 77 Jugendliche eine Hochschule. Dies geht aus der Reportage ,,Du schaffst das! - Ein Talentscout fördert Arbeiterkinder'' vom 1.10.2013 (ARD) hervor.

Sind also Kinder aus nicht akademischem Umfeld dümmer? Rhetorische Frage, denn dem ist sicherlich nicht so. Geht man nun davon aus, dass der Anteil an Schülern, die für eine Hochschule geeignet wären, unabhängig vom sozialen Umfeld gleich hoch ist, dann erscheint als logische Schlussfolgerung, dass zahlreiche durchaus für ein Studium geeignete Schüler nicht studieren.

Nun kann man natürlich Gegenargumente anführen: z.B. dass nicht jeder studieren möchte und sich dies nicht immer auf das soziale Umfeld zurückführen lasse. Ein vertretbarer Standpunkt, doch bleibt die Frage:

Ist das Chancengleichheit? Oder grenzt die Message der oben angeführten Studie nicht schon an Diskriminierung einer ganzen Gesellschaftsschicht?

Wir leben in einer Kultur, in der persönlicher Erfolg und die bestmögliche Nutzung der eigenen Fähigkeiten schon seit der Kindergartenzeit immer intensiver gefördert und gefordert werden. Und genauso, wie auf die Gleichstellung von Mann und Frau geachtet wird, genauso sollten doch auch verschiedene gesellschaftliche Schichten in ihren Chancen gleichgestellt werden.

Ein seltenes bzw. in Deutschland leider einzigartiges Beispiel für die Förderung von Schülern und denen, die aus sozial schwächerem Umfeld stammen, bildet eine Initiative der Westfälischen Hochschule mit Sitz in Gelsenkirchen. Im März 2009 wurde dort die Stabsabteilung "Strategische Projekte" eingerichtet. Angeführt von Suat Yilmaz, dem, man glaubt es kaum, einzigen Talentscout in ganz Deutschland, sucht die Talentförderung nach den vielen talentierten Schülern auch aus sozial schwächerem Umfeld. Dazu besucht Yilmaz vor allem Schulen im nördlichen Ruhrgebiet, mit dem Ziel, talentierte Jugendliche zu entdecken, deren Selbstbewusstsein zu stärken und sie auf ihrem Weg ins Studium beratend zu begleiten. Dabei arbeitet Yilmaz eng mit den Jugendlichen zusammen, lernt ihre Probleme, Sorgen und vor allem auch Stärken kennen, und entwickelt dann gemeinsam mit den jeweiligen Schülern einen Plan für deren berufliche Zukunft.

Und für alle, die kein sonderliches Talent in Selbstüberschätzung aufweisen und beim sicherlich eher ungünstig gewählten Titel der ,,Talentförderung" erst mal abgeschreckt reagieren: Auch für die "Normalos", Schüler wie mich, die weder aus sozial schwächerem Umfeld stammen, noch sich selbst als sonderlich talentiert ansehen, bietet die Talentförderung zahlreiche Hilfestellungen bei der Studienwahl an.

Welche Studienmöglichkeiten gibt es für mich? Brauche ich unbedingt ein sehr gutes Abitur für meinen Studiengang? Welche Ansprechpartner gibt es? All diese Fragen hilft die Talentförderung den Schülern zu beantworten. Angefangen bei der persönlichen Beratung durch Herrn Yilmaz, vermittelt die Talentförderung uns Schüler z.B. an Studenten, die uns von ihren persönlichen Erfahrungen berichten. Weiter sucht die Initiative nach möglichen Studiengängen für jeden einzelnen und vergibt sogar Stipendien an besonders engagierte Jugendliche. Überraschenderweise, und ganz im Sinne der Chancengleichheit, auch an Akademikerkinder!

Im persönlichen Gespräch verwies Herr Yilmaz besonders darauf, dass Schüler mutig genug sein sollten, auch wenn mal nicht alles so glatt laufe, immer wieder aufzustehen und weiter zu machen. ,,Wichtig ist auch die Begeisterung für ein Fach, Neugier, Kreativität, Fleiß und Zielstrebigkeit, Teamwork, Mut Herausforderungen anzugehen, die Fähigkeit, sich zu organisieren.'', so Yilmaz.

Doch wieso schimpft Deutschland über einen Mangel an Fachkräften oder die Abwanderung von jungen frustrierten Erwachsenen ins Ausland, wenn es in ganz Deutschland nur einen einzigen Talentscout gibt? Allgemein bekannt ist, dass Lehrer allein niemals jeden Schüler individuell fördern können. Dass  dadurch viele intelligente Jugendliche, denen die nötige Unterstützung aus der Familie oder dem Freundeskreis fehlen, häufig unterschätzt werden und in Zeiten des Turbo-Abis immer wieder auf der Strecke bleiben, habe auch ich während meiner Schulzeit immer wieder miterlebt. Die Jugend von heute wird das Deutschland von morgen, ganz egal, wie sehr gefördert. Talent-Scouts müssen schleunigst zum Standard an jeder Schule werden. Klar, es ging bisher auch ohne, doch ergibt sich mit diesem Konzept eine große Chance für viele bisher benachteiligte Jugendliche.

Herr Yilmaz und die Talentförderung verdienen unser aller Respekt und Anerkennung. Hunderte Jugendliche verdanken dieser kleinen Initiative die Chance auf einen sozialen und persönlichen Aufstieg. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Talentförderung kein Tropfen auf dem heißen Stein bleibt, sondern schon bald flächendeckend eine persönliche Förderung von Jugendlichen in Deutschland betrieben werden kann.

Yannick W.

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