Leibniz-Gymnasium Essen

WAZ 23.01.19

Schüler-AG im Leibniz-Gymnasium macht alte Fahrräder flott

Die offene Fahrradwerkstatt am Leibniz-Gymnasium in Altenessen wurde vor zwei Jahren gegründet. Das Projekt steht für Hilfe zur Selbsthilfe.

Die Schule ist längst aus, doch im Seitentrakt des Leibniz-Gymnasiums brennt noch immer Licht. Im Hauptgebäude der Schule an der Stankeitstraße betreiben einige Schüler gemeinsam mit Lehrer Jan Meier, aber auch externen Ehrenamtlichen eine offene Fahrrad-Werkstatt. „Hilfe zur Selbsthilfe lautet unser Motto“, erklärt Jan Meier und erinnert an die Anfänge: „Vor knapp zwei Jahren kamen ein paar Schüler zu mir und fragten nach Flickzeug für unseren Fahrradkeller. Das gab den Anstoß für die Idee, eine eigene Werkstatt zu gründen.“

Entstand die Fahrradschmiede also im ureigenem Interesse, so sind dort mittlerweile auch externe „Kunden“ willkommen, die bei der Reparatur ihres Zweirades Hilfe brauchen. „Die Leute kommen vorbei und wir zeigen ihnen, wie sie beispielsweise einen Plattfuß flicken oder einen Bremszug einstellen können“, sagt Keno Richel, ein Gründungsmitglied.

Das richtige Werkzeug und Knowhow

„Wir haben hier das nötige Werkzeug und erklären den richtigen Umgang damit.“ Dabei gilt: Geschraubt und repariert wird gemeinsam, wie Mitstreiter Pascal Unger erklärt: „Wir sind hier keine kostenlose Reparaturstelle, sondern wollen die Menschen zum mitmachen anregen.“

Repariert werden jedoch auch Drahtesel, die der Schul-AG als Spende überlassen wurden. Davon gibt es mehr als man denkt. Gerade tüftelt Gerd Gazenia an der Kettenschaltung eines Mountainbikes – auch eine Spende, aber noch top in Schuss. „Oft standen die Fahrräder über Jahre im Keller, weil es für viele einfacher ist, das Auto zu nehmen, anstatt das Rad zu reparieren oder kostenpflichtig reparieren zu lassen“. Das sei zwar bedauerlich, sorgt aber dafür, dass die AG regelmäßig Nachschub erhält und so auch Menschen, die sich kein eigenes Fahrrad leisten können, mobil machen kann.

 

„Das Schrauben entspannt mich“

Gerd Gazenia, der Senior der Gruppe, war früher Bergmann und stieß erst vor zwei Monaten zum Team. Seitdem steht er jede Woche, immer dienstags, zwei Stunden lang in der Werkstatt. Er engagiert sich zudem im Repair-Café, das es im Rüttenscheider Girardet-Haus und auch im Begegnungszentrum Kontakt in Altenessen gibt. Das Werkeln ist für mich einfach entspannend.“ Ihm zur Hand geht Lana Khudaidah. Die 15-Jährige fuhr schon immer gerne Rad, macht regelmäßig Touren mit ihrer Freundin. „Doch alles, was ich am Fahrrad reparieren kann, habe ich in unserer AG gelernt. Da helfen wir uns in der Gruppe gegenseitig.“

Eine Preisliste für die Reparatur der Räder gibt es nicht. „Nur neue Ersatzteile müssen bezahlt werden“, erklärt Jan Meier. „Stattdessen freuen wir uns über jede Spende, je nach Möglichkeit des einzelnen Kunden. Die Neuteile müssen ja finanziert werden.“ In einem Schrank der Werkstatt finden sich neben Schläuchen, Fahrradmänteln und Lenkern auch günstige LED-Lampen und was man sonst noch so braucht, um ein defektes Fahrrad wieder verkehrstüchtig zu machen. „Wir wollen unsere Kunden auch dahingehend sensibilisieren, das Fahrrad nicht als Spielzeug, sondern als Verkehrsmittel wahrzunehmen“, so Jan Meier weiter. Er selbst hat zwar noch ein Auto, „doch da ist die Batterie meist fast leer. Zum Einkaufen setzt er sich auf ein Lastenfahrrad. „Damit kann ich bis zu 180 Kilogramm Ware transportieren. Das reicht auch für Besorgungen für die Nachbarn.“

Privater Fuhrpark zählt neun Räder

Auch für Roger Rumpel ist das Fahrrad längst die Nummer eins. „Ich habe zwei dieser Lastenrädern. Die sind echt praktisch.“ Derzeit zählt sein privater Fuhrpark neun Zweiräder: vom komfortablen Reiserad über das Rennrad bis hin zum Tandem und „Fixie“, das bewusst keine Gangschaltung besitzt, ist alles dabei. „Da bin ich schon etwas verrückt“, gibt er zu. Vor knapp zwei Jahren legte der Huttroper beim Essener Stadtradeln 2030 Kilometer zurück – mehr als alle anderen 1145 Teilnehmer. „Meine längste Tour am Stück war 446 Kilometer lang“, sagt er und zeigt auf den Fahrradtacho. „Dafür habe ich nur 20 Stunden gebraucht, inklusive Pausen.“

>> ERSTER SCHRITT ZUR VERKEHRSWENDE

Das Leibniz-Gymnasium liegt im Essener Norden. Der Stadtteil Altenessen ist geprägt von großen ethnischen und sozialen Gegensätzen. „Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehören da weniger zu den Sorgen vieler Anwohner“, sagt Jan Meier. Obwohl es viele Radwege und Fahrradstraßen gibt, spielt das Rad eine eher untergeordnete Rolle. Nicht zuletzt dies will die Fahrrad-AG ändern.

Erste Erfolge an der Schule sind bereits erkennbar: „Einige unserer Lehrer müssen in den großen Pausen bis zu 1,2 Kilometer zurücklegen, um zum nächsten Unterricht zu kommen.“Mittlerweile pendelten zehn Kollegen mit den Rad und sind Vorbild für die Schüler.

Das soll sich im Stadtteil fortsetzen. „Die Öffnung der Werkstatt für jedermann ist der erste Schritt hin zu einer Verkehrswende“, sagt Roger Rumpel. „Wenn man selbst das Fahrrad wieder zum Laufen gebracht hat, entwickelt man ein komplett anderes Verhältnis dazu. Man weiß den Wert des Rades einfach viel mehr zu schätzen.“

Neben den Spenden, die die Fahrrad-AG von ihren Kunden erhält, finanziert sich die Gruppe übrigens auch durch Fördergelder. So stattete „Energie fürs Quartier“, ein Förderprojekt für soziale Innovatoren, die sich mit dem Thema der Energiewende befassen, mit einem Budget in Höhe von 20.000 Euro aus. Von einem Teil des Geldes möchte die Fahrradgruppe nun ein Schul-Lastenfahrrad anschaffen.

Die Fahrrad-Werkstatt des Leibniz-Gymnasiums an der Stankeit-straße 22 ist immer dienstags in der Zeit von 17.15 bis 19 Uhr geöffnet. Kontakt zum Leibniz-Gymnasium, Stankeitstraße 22, 884 802 30.

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