#JEDER geht jeden was an – Ob man will oder nicht

Am Abend des 3.6.2014 feierte das Stück #JEDER des Literaturkurses: Szenisches Spiel der Q1 unter Leitung von Frau Kuc Premiere. So schön, so gut! Was erwartet man für gewöhnlich von Schüleraufführungen? Es geht um typische Schul- und Jugendthemen, hier und da blitzen verborgene Talente auf, am meisten Spaß haben die Darsteller und diejenigen, die im Publikum sitzen und diese kennen. Ja, so ehrlich darf man sein!

Doch diese Aufführung ist anders: der Spaß- oder besser Fun-Faktor ist in die Zweitrangigkeit verbannt. Schon das Eingangsbühnenbild lässt erahnen, dass das heute kein Abend leichter Unterhaltung mit unfreiwilliger Komik wird. Weißmaskierte Figuren liegen gedrängt auf dem Boden der Bühne schon lange, während das Publikum Einlass erhält. Das Spiel beginnt, die Masken rennen – eine nach der anderen – in einer bizarren Mischung aus Entschlossenheit und Ziellosigkeit über die Bühne und sich fast gegenseitig über den Haufen. „Was soll das?“, fragt man sich und findet sich in einer Flughafenszene wieder. Vertreter aller sozialen Schichten, Weiße mit den unterschiedlichsten Reisemotiven sitzen auf einem afrikanischen Flughafen fest und erwarten sehnsüchtig ihre Heimreise in die traute, weiße und keimfreie Heimat. Touristen, die Sensation, Sex oder Speed suchen, Pharmalobbyisten und Entwicklungshelfer, Ärzte ohne Grenzen und Enthüllungsjournalisten, Selbstfindungstrippler und reumütige Auswanderer, ihr Engagement zur Schau stellende Superstars und Weltverbesserer: ein Sammelbecken. Wo bleibt der kleinste gemeinsame Nenner, was ist der Kern? Sie diskutieren über Ihre Motive nach Afrika gekommen zu sein und Afrika so schnell wie möglich zu verlassen. Sie haben Befriedigung ihrer Bedürfnisse unterschiedlichster Art gesucht und Todesangst gefunden. Der Grund:

AIDS oder HIV positiv ist allgegenwärtig, geht (plötzlich wieder) jeden etwas an.

Das ruft dieses Stück buchstäblich mit einem Urschrei zum Schluss ins Gedächtnis des Publikums. Und es lenkt den Blick auf den vergessenen Kontinent Afrika.

Im Laufe des Schuljahres hat sich das Thema im Kurs stückweise, mühsam und von Zweifeln begleitet herauskristallisiert. Das merkt man der Aufführung an und zwar im positivsten Sinne. Hier haben Schüler ihren Horizont über die Grenzen des Schulalltags hinaus erweitert, haben ihre Komfortzone verlassen und sich an ein Thema herangewagt, das in unserer Gesellschaft drohte in Vergessenheit zu geraten, was in der Tat tödlich enden kann.