Philosophiekurs der EF auf den Spuren von Affenkunst

Kurslehrer Kasper oder Selfie eines Makaken?

Im Philosophiekurs der EF stand Anthropologie auf dem Programm, die Lehre vom Menschen. Ein geradezu klassischer Ansatz der Anthropologie ist der Vergleich des Menschen mit anderen Lebewesen. Wir legten einen besonderen Akzent auf die Frage: Sind nur Menschen zur Kunst fähig – oder auch Tiere? Dazu lasen wir einen Aufsatz des Biologen und Philosophen Hans Werner Ingensiep über die Bilder malender Affen in der Zeitschrift Der Blaue Reiter. Der Essay war so anregend, dass wir am Ende einige Fragen hatten, mit denen wir uns an den Autor wendeten.

Die Mail mit den Fragen des Kurses beantwortete er mit einem Angebot: Ob wir nicht der Einfachheit halber zu ihm an die Uni kommen wollen – zu einem Impulsvortrag mit anschließender Diskussion? Freitag, 2. Mai, Mittag, sagen wir um 14:00 Uhr?

Professor Dr. Ingensiep forscht und lehrt seit vielen Jahren an der Universität Essen .

Herr Ingensiep hatte für den Kurs einen Vortragsraum im Bibliotheksgebäude reserviert. In diesem Vortrag berichtete er, dass Menschen Menschenaffen noch gar nicht so sehr lange kennen, dass man Schimpansen, Orang Utans und Gorillas zunächst auch nicht unbedingt als Tiere erkannt, sondern für eine wilde Menschenform angesehen habe, Wesen, die man nur ordentlich erziehen und bekleiden müsse, um sie ganz in den Stand des Menschen zu erheben.

Jemand wie Gottfried Wilhelm Leibniz erhob Einwände: Müsse man dann diese Geschöpfe nicht auch taufen?

Früh schon habe man Affen malen lassen ‒ aber erst seit etwa 100 Jahren werde die Malerei von Affen systematisch erforscht.

Zur Eröffnung der Diskussion präsentierte Professor Ingensiep ein beeindruckendes Gemälde und bat, es sich anzusehen, zu beschreiben und dann zu entscheiden: Stammt dass Bild von einem Affen ‒ oder von einem abstrakt malenden menschlichen Künstler?

Knifflig. Was ist Kunst? Gehört dazu eine Idee? Ein Bewusstsein für den Prozess? Müsste ein Kunstwerk für sich stehen? Oder dürfte es einem Zweck dienen?

Besitzen Affen womöglich kreatives Potenzial – können es aber nur entwickeln, wenn sie in Kontakt mit Menschen treten? In freier Wildbahn, so Professor Ingensiep, habe man bislang noch keinen Menschenaffen gesehen, der an einem Gemälde arbeitete.

Viele Fragen, viele Antworten, auch einander widersprechende, und Professor Ingensiep zeigte sich zufrieden: Die Universität sei ein Haus, in dem eigenständiges und kritisches Denken erwünscht, gefördert, ja gefordert werde; wer definitive Antworten von Autoritäten suche, sei hier fehl am Platz!

Ein Appell auch an den Kurs: rasch das Abitur zu machen und sich so bald wie möglich einzuschreiben.