Leibniz-Gymnasium Essen

Auschwitz - Prozess der Erinnerung

Inszenierung des Projektkurses Geschichte

Am 07. Mai 2015 um 19.00 Uhr

in der Aula des Leibniz-Gymnasiums

- Eintritt frei -

 

„Seit langem schon ist der Name der Stadt Auschwitz im Lexikon der Völker zum Synonym für blutige deutsche Greueltaten geworden. Nur wenige Häftlinge von Auschwitz konnten dem Feuer seiner zahlreichen ’Kamine‘ entkommen. Durch den Stacheldraht seiner zahlreichen Lager drang einzig das traurige Echo von vielen hunderttausend Seufzern der Gefangenen.“

Diese Worte stehen im ersten Augenzeugenbericht aus dem befreiten Auschwitz (O?wi?cim), veröffentlicht Anfang Februar 1945. (1)

An jenem polnischen Ort, der vor dem Überfall Nazideutschlands auf Polen, mit dem der Zweite Weltkrieg (1939–1945) begann, gerade einmal rund 15.000 Einwohner gezählt hatte, befand sich in den Jahren 1940 bis 1945 „die größte Menschen-Vernichtungsanlage aller Zeiten“. So drückte es nach Kriegsende Rudolf Höß, einst Gebieter jener „Anlage“, aus. (2)

1,1 Millionen Menschen wurden in den Konzentrationslagern von Auschwitz um ihre Leben gebracht – in erster Linie Juden im Zuge der „Endlösung“, ferner Sinti und Roma, Polen und Russen, Kämpfer des antifaschistischen Widerstandes; 1,1 Millionen vergast, verhungert, erschossen, zu Tode gequält.

Der Holocaust, der von den Nazis industriell organisierte Völkermord an den europäischen Juden, der insgesamt sechs Millionen das Leben kostete, ist ein in der Menschheitsgeschichte einzigartiges Verbrechen, weil, wie der Historiker Eberhard Jäckel betonte, „noch nie zuvor ein Staat … beschlossen … hatte, eine bestimmte Menschengruppe einschließlich der Alten, der Frauen, der Kinder und der Säuglinge möglichst restlos zu töten, und diesen Beschluss mit allen nur möglichen staatlichen Machtmitteln in die Tat umsetzte“.

„Es handelte sich“, führte Jäckels Berufskollege Christian Meier aus, „nicht nur um eine Welle des Mordens, sondern eben um den Versuch der systematischen Ausrottung eines ganzen Volkes mit Stumpf und Stiel … Es wurde mit der systematischen, industriell betriebenen Ausrottung nicht nur ein neuer Modus, nicht nur ein neuer Punkt auf der Skala der Möglichkeiten des Tötens erreicht, sondern … ein qualitativer Sprung getan.“ (3)

„Das Wertvollste, das der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges Mal gegeben, und nutzen soll er es so, dass … er, sterbend, sagen kann: Mein ganzes Leben, meine ganze Kraft habe ich dem Herrlichsten in der Welt … gewidmet“, schrieb einst der russische Schriftsteller Ostrowski.

Wie viel Herrliches hätte vollbracht, wie viele Menschen hätten gebildet und geheilt, wie viele Meisterwerke der Künste und der Wissenschaften hätten geschaffen werden können, wenn all jene, die man hier um ihr Wertvollstes brachte, einfach hätten leben dürfen? Wer hat das Recht, wie die Philosophin Hannah Arendt in ihrer Schrift „Eichmann in Jerusalem“ formulierte, „zu entscheiden, wer die Erde bewohnen soll und wer nicht“?

 

Auschwitz.

Mit diesem Begriff wussten noch vor einigen Jahren laut einer Umfrage des Forsa-Instituts 21 Prozent der 18- bis 30-Jährigen nichts anzufangen. (4)

Und vor wenigen Monaten hieß es sogar: „Sieben Jahrzehnte nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz will eine große Mehrheit der Deutschen sich nicht mehr mit dem Holocaust beschäftigen. 81 Prozent möchten die Geschichte der Judenverfolgung ’hinter sich lassen‘ … Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann-Stiftung … hervor … Immerhin 58 Prozent der Befragten wollen demnach einen regelrechten Schlussstrich ziehen.“ (5)

Was mögen sich die 58 Prozent der kürzlich Befragten gedacht haben? Es handelt sich bei ihnen sicherlich nicht durch die Bank um Antisemiten, aber von der Position des „Schlussstrichziehens“ aus ist es kein weiter Weg mehr zu einer Erklärung wie dieser: „Es ist unerheblich, ob es den Holocaust gegeben hat.“

In Bezug auf Auschwitz sind sowohl Unwissenheit als auch Verdrängung gefährlich. „Geschichte ist das Arsenal unserer Erfahrungen; man muss sie kennen, um aus ihr bestätigt oder gewarnt zu werden. Das politische Urteil, im Entstehen und in seiner Anwendung, ist mitangewiesen auf Vergleiche“, mahnte Eugen Kogon, Überlebender des Konzentrationslagers Buchenwald. (6)

Daher haben auch im Schuljahr 2014/15 zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q1 die Entscheidung für den Geschichts-Projektkurs „Gegen das Vergessen“ getroffen und sind nach Monaten intensiver Vorbereitung zur Gedenkstätte in Auschwitz gefahren.

Die Ergebnisse dieser denkwürdigen Reise möchte der Kurs gern am Vorabend des 70. Jahrestages der Befreiung vom Naziregime, am Donnerstag, 7. Mai 2015, um 19 Uhr in der Aula präsentieren. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen; der Eintritt ist frei.


 

Cihad Rehbehn
 


 

  1. http://lochmann-verlag.com/archivnummer11.pdf

  2. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42620985.html

  3. https://books.google.de/books?id=3C_ZMp5ZiJEC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA39#v=onepage&q&f=false

  4. http://www.welt.de/politik/deutschland/article13832711/Jeder-Fuenfte-unter-30-kennt-Auschwitz-nicht.html

  5. http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article136768016/Politik-Kompakt.html

  6. http://mein-lesestoff.blog.de/2009/02/15/eugen-kogon-ss-staat-5577123/

 

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